Mach Dich schlau



Afghanische Intellektuelle


Die beste Schönheit eines Menschs
ist sein Wissen und sein Charakter




Kennst Du die Intellektuellen Deiner Heimat?

Wer war.../ Wer ist...?:  

Abdul Shakoor Rashad:
Wurde am 14. November 1921 in Kandahar geboren. Im Jahre 1933 absolvierte er die 6. Klasse. Ein Jahr später im Jahre 1934 wurde er im Alter von 13 Jahren als Lehrer eingestellt. 1948 ging Abdul Shakoor Rashad nach Indien, um sein Wissen in Paschtu zu vertiefen. Dort lernte er erst die indische Sprache, dann schrieb er sein erstes Buch "Lodi Paschtun". 1957 wurde Herr Rashad Mitglied von Pashto-Tolana (Paschtu-Akademie) in Kabul, gleichzeitig besetzte er einen Lehrstuhl an der Fakultät für "Sprachen und Literatur" der Universität Kabul, wo ihm die Professur der Paschtu-Sprache verliehen wurde. 1961 lehrte Professor Rashad die Paschtu-Literatur am Institut für Ost-Asien in St. Petersburg. Nach der Rückkehr nach Afghanistan Mitte 1963 übernahm er die Leitung der Paschtu-Abteilung in der Universität Kabul. Professor Abdul Shakoor Rashad beherschte neben seiner Mutter Sprache Paschtu die Sprachen Persisch, Urdu, Hindi, Arabisch, Russisch, Englisch, Sanskritt und Japanisch. Er schrieb zahlreiche Bücher und Gedichte in verschiedenen Sprachen.

Professor Rashad trat im Jahre 1947 im Alter von 26 Jahren der ersten politischen Partei Afghanistans "Wisch-Zalmyian" (Wache Jugend) bei. 1952 wurde Professor Rashad als Abgeordneter in das erste Parlament des Landes gewählt, jedoch auf Grund des Widerstands des damaligen Gouverneurs der Provinz Kandahar "Abdul Ghani Khan" zum Parlament nicht zugelassen. Er schrieb während der Kommunistischen Regierung zahlreiche Artikel, die aus Sicherheitsgründen stets unter einem Snonym veröffentlicht wurden. Er wurde im Jahre 1978 pensioniert.

Professor Abdul Shakoor Rashad starb am 1. Dezember 2004 im Alter von 83 Jahren in Kabul.

Nach seinem Tode wurden zahlreiche Schulen nach seinem Namen benannt.
Die grösste National Bibliothek in der Stadt Kandahar in der Nähe der Universität trägt ebenfalls seinen Namen.


Persönlicher Nachtrag: Herrn Professor Abdul Shakoor Rashad kannte ich persönlich aus meiner Geburtsstadt Kandahar. In Kabul lagen unsere Wohnorte nicht weit aus einander. Wir besuchten uns gegeseitig oft und spielten oft Schach mit einander. Herr Professor Raschad war in den 70er Jahren sehr bestrebt, die Deutsche Sprache zu lernen. Deshalb war er oft bei mir und versuchte, einige Deutsche Wörter zu lernen. Damals war ich bei der Deutschen Botschaft in Kabul tätig. Im Dezember 1979 als ich mit meiner Familie die Heimat verlassen haben und nach Deutschland kam, trennten sich unsere Wege. Ich habe Herrn Professpr Raschad nicht mehr gesehen.
(Ahmadullah Rahmani)

Mohammad Ibrahim Khowakhuzai:
Wurde am 28. Februar 1920 in Malejat, Kandahar, als Sohn von Herrn Dur Mohammad Khan geboren. Er wurde im Jahre 1926 eingeschult. Nach Abschluss der Mittelschule (heute Realschule) setze Herr Khoakhuzai seine schulische Ausbildung in Darul-Mualemin (Institut für Lehrerausbildung) in Kandahar fort. 1938 wurde er als Absolvent des Lehrer-Instituts an der Habibia-Oberrealschule (heute Gymnasium) als Lehrer eingestellt. Sein erstes Gedicht wurde im Jahre 1934 in der Tageszeitung "Tolo-Afghan" in Kandahar veröffentlicht.

Weitere Lebensdaten von Herrn Khoakhuzai:
- 1946 Schuldirektor der Kokaran-Schule in Kandahar
- 1948 Schulrektor des Ahmad-Shah-Baba-Gymnasiums in Kandahar
- 1948 Mitgliedschaft in der ersten politischen Partei Afghanistans "Wisch-Zalmian" (Wache Jugend).
- 1950 Herr Khoakhuzai kam auf Grund seiner politischen Aktivität vorübergehend ins Gefängnis.
- 1957 Programmdirektor beim Radio Afghanistan
- 1959 Stellvertretender Präsident von Radio Afghanistan
- 1960 Stellvertretender Präsident von Pohani-Nandare (National Theater) in Kabul
- 1963 Generaldirektor für Literatur in Erziehungsministerium
- 1966 Präsident für Publikationen im Kultur- und Infomationsministerium
- 1966 Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei (gegründet vom Ministerpräsident Hashem Maiwandwal)
- 1967 Generalpräsident aller öffentlichen Bibliotheken in Kabul
- 1971 Präsident der "Afghanistan-Akademie"
- 1973 Zwangsversetzung in den Ruhestand


Mohammad Ibrahim Khoakhuzai starb am 24. Oktober 1992 im Alter von 72 Jahren inKabul.

Persönlicher Nachtrag: Herrn Mohammad Ibrahim Khowakhkhuzai habe ich 1974 in Kabul in Verbindung mit meinem Schwiegervater Herrn Professor Abdul Ahad Ariz Kennengelernt. Ein sehr intellektueller, strebsamer und zu gleich freundlicher Mensch. Wenn er im Kreise seiner Freunde saß, versuchte er nur Spaß zu machen und zu lachen. Er stand stets im Mittelpunkt und erzählte politische Witze. Er war ein überzeugter Demokrat und erbitterter Gegner der Monarchi. Dieses Verhalten wurde im zu Verhängnis und kam ins Gefängnis. Ich habe von seinem Tod im Jahre 1992 in Deutschland in meinem Exilleben erfahren.
(Ahmadullah Rahmani)

Faiz Mohammad Angar:
Wurde am 28.02.1914 in der Yahya-Khan-Gasse in Kandahar geboren. Sein Vater hiess Haji Gul Mohammad, sein Grossvater Mohammad Hassan. Herr Angar hat seine primäre und sekundäre Ausbildung in Kandahar in der Arg-Schule ( später Tirmurshahi-Schule ) absolviert. Nach der Schule wurde er als Direktor für öffentliche Arbeit der Provinz Farah ernannt. Später als in der Kabuler Unversität die Fakultät für Rechswesen gegründet wurde, wurde Herr Angar nach der Abitur-Prüfung zum Jurastudium zugelassen. Nach 4jährigem Jurastudium kehrte Herr Angar nach Kandahar zurück. Dort wurde er als Gesamtleiter der Firma ACU (ein US-amerikanisches Entwicklungprojekt) eingestellt. Da Herr Angar ein tüchtiger Mensch war und gutes Auffassungvermögen hatte, wurde er nach kurzer Zeit nach Kabul beordert, um dort beim Wirtschaftsministerium zu arbeiten.

Herr Angar wurde im Jahre 1949 als Stellvertretender Präsident des Kabuler Zollamtes ernannt. Aufgrund seiner politischer Überzeugung und Aktivitäten gründete er im Jahre 1950 die Zeitschrift "ANGAR", die seinen Namen trug. Die Zeitschrift "ANGAR" war eine Gegenantwort auf die Zeitschrift "Neda-i-Haq". Herr Angar war der Verantwortlicher Redakteur seiner Zeitschrift, die er in der Woche zweimal, Montags und Donnerstags, veröffentlichte. Da seiner Zeit in Afghanistan die Pressefreiheit sehr jung war und die Familie des Monarchen König Zahir Shah Kritik nicht dulden wollte, wurde die Zeitschrift "ANGAR" aufgrund ihrer politisch brisanten Inhalte nach der 16. Ausgabe verboten und Herr Angar mit zwei weiteren Redakteuren, Hassan Safi und Rahim Mahmoodi, inhaftiert. Nach 6 Monate Haft kam Herr Angar ohne irgendwelche Gerichtsverhandlung frei und ging nach Kandahar zurück. Dort wurde er nach kurzer Zeit erneut festgenommen. Dieses Mal sass er 4,5 Jahre im Gefängnis, eher er wieder freikam.

Herr Faiz Mohammad Angar zählte bis zu seinem Tod als hoch Intelligenter Intellektueller der Stadt Kandahar und galt für die Königsfamilie und die damalige Regierung als sehr unbequemer Politiker, der stets strafversetzt und schliesslich ins Gefängnis gebracht wurde.

Herr Angar starb am 26. Februar 1978 in Kandahar und wurde dort auf dem Friedhof seiner Familie beigesetzt.

Persönlicher Nachtrag: Ich kannte Herrn Angar als ich noch Kind war und noch zur Schule ging. Sein Name war in unserer Stadt für jeden Menschen, der sich ein Hauch für Politik interessierte, ein Begriff. Unsere Familien lebten nicht weit von einander. Später als ich Kandahar verlassen habe und in Kabul auf weiterführende Schule ging, habe ich Herrn Angar lange Zeit nicht mehr gesehen. Als ich 1970 ein Stipendium erhielt und zweitage später nach Deutschland fliegen wollte, traf ich Herrn Angar im Innenministerium in Kabul. Er gab mir die Hand und wünschte mir alles Gute und viel Erfolg im Leben. Danach nabe ich Herrn Angar nicht mehr gesehen. Mit seinem Sohn, Dr. med. Toryalai Angar, der zurzeit in Gütersloh lebebt, habe ich guten Kontakt.
(Ahmadullah Rahmani)
Abdul Ahad Ariz:
Wurde im Jahre 1919 in Kandahar, Hirat Bazar in Mullah Shaal-Gasse als Sohn eines berühmten Kaufmanns Mirza Zikirya Khan geboren. Dort absolvierte er im Jahre 1934 seine primere Ausbildung. Da zu dieser Zeit in Kandahar keine weitere schulische Weiterbildung möglich war, studierte Abdul Ahad Ariz die Arabische Sprache und bekam privaten Religionsunterricht. 1936 schloss er sein Arabisches Studium ab.

Da Herr Ariz über hervorragendes Zahlenverständnis verfügte, wurde er im gleichen Jahr bei der National Bank Afghanistan (Bank-e Milli) in Kandahar eingestellt. Diese Aufgabe erledigte er bis 1946

Weitere Dienste, die Abdul Ahad Ariz in seinem Berufsleben geleistet hat:
- 1947 Mitglied des Aufsichtsrats bei der afghanischen Fruchtfabrik in Chaman-Pakistan
- 1950 Buchhaltung und Controlling bei staatlicher Zuckerfabrik in Kandahar
- 1951 Mitarbeiter des Staatsmonopolamtes in Kabul
- 1956 Generaldirektor für Stammeswesen in Kabul
- 1958 Leiter der Controlling-Abteilung beim Qaderi-Busunternehmen in Kandahar
- 1966 Gouverneur der Provinz Uruzgan, Zentral Afghanistan
- 1969 Generaldirektor für Transportwesen im Innenministerium in Kabul
- 1973 Auf Empfehlung des Innenministeriums Beförderung zum Beamtenrang 4
- 1974 Gouverneur in Sarkanu, Provinz Nangarhar
- 1975 Auf Grund mancher politischen Diskrepanzen wurde Herr Ariz Zwangspensioniert.

Folgende Bücher hat Herr Professor Abdul Ahad Ariz veröffentlicht:
-   1 Besewada Amer (Der Analphabeten Chef) in Jahre 1957
-   2 Da Molgaru Mellato Manschur 326 Seiten (UNO-Charta) im Jahre 1967
-   3 Abu Reyhan Alberuni 332 Seiten (Das Leben von Alberuni) im Jahre 1973
-   4 Fatawi Devband 5000 Seiten (Zivilrecht des Islam) im Jahre 1989
-   5 Quwat-al Qulub 2000 Seiten (Kraft der Herze) im Jahre 1991
-   6 Riyazul-Salihin 1950 Seiten (Wegweiser für Muslimen) im Jahre 1996
-   7 Bostan-e Sadi 300 Seiten (die Welt von Sadi) im Jahre 1998
-   8 Da Sazagano islami Qanun 460 Seiten (Islamisches Strafrecht) im Jahre 2002
-   9 Dorud-aw-Salam 430 Seiten (Islamische Gebete) im Jahre 2005
- 10 Asma-el Husna 146 Seiten (Heilige Namen) im Jahre 2006
- 11 Fatawi Maama 230 Seiten (Unbekannte Fetwa) im Jahre 2007
- 12 Halal-wa-Haram 470 Seiten (Erlaubtes und unerlaubtes) im Jahre 2008
- 13 Ahkam-e Maiat 270 Seiten (Islamische Vorgaben) im Jahre 2008
- 14 Ahkam-e Ruza 232 Seiten (Vorgaben für Ramadan) im Jahre 2009
- 15 Masael-e Zakat 295 Seiten (Vorgaben für Almosen) im Jahre 2009

Herr Professor Abdul Ahad Ariz lebt zurzeit in Kabul im Alter von 96 Jahren im Kreise seiner Familie.

Persönlicher Nachtrag: Herrn Professor Abdul Ahad Ariz habe ich zum ersten Mal 1969 in Kandahar in Verbindung mit seinen Söhnen Abdul Hadi Ariz und Abdul Bari Ariz kennengelernt. Ich war mit seinen Söhnen befreundet. So kam zum familiären Kontakt und ich heiratete später seine Tochter Jamila. Herr Ariz war damals Generaldirektor für Transportwesen im Innenministerium in Kabul. Herr Ariz ist ein großer Politiker und war stets der Meinung, dass Monarchi in Afghanistan ein Hindernis für die Entwicklung Afghanistan ist. Er war damals mit dem damaligen Premierminister Mohammad Haschem Maiwandwal eng befreundet. So habe ich auch damals Herrn Maiwandwal kennengelernt. Wenn Herr Abdul Ahad Ariz mit Herrn Maiwandwal zusammen saß und grünnen Tee trank, dann redeten sie stets über die Abschaffung der Monarchi in Afghanistan und die Einführung der Sozialdemokratie nach dem Vorbild der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD). Sie gründeten später die Partei "Hezb-e Demokrat-e Mutaraqi Afghanistan" (Sozialdemokratische Partei Afghanistan). Herr Mohammad Haschem Maiwandwal musste von seinem Amt als Premierminister zurücktreten und kam ins Gefängnis, wo er sich angeblich das Leben nahm. Herr Ariz zog sich von der Politik öffentlich zurück. Er lebt heute in Kabul im Alter von 96 Jahren im Kreis seiner Familie.
(Ahmadullah Rahmani)
Abdul Hai Habibi:
Abdul Hai Habibi wurde Jahre 1910 in einer Kakar-Familie in Kandahar geboren. Sein Vater starb früh und Abdul Hai wuchs ohne Obhut seines Vaters auf. In den ersten Jahren seines Leben bekam er als Kind in einer Mosche in Kandahar Religionsunterricht. 1920 wurde er in die Shalimar-Grundschule (Heute Mashriqi-Gymnasium) eingeschult. Mit 15 Jahren wurde er Grundschullehrer in Kandahar. 1927 wurde er als stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitschrift "Tulo afghan" in Kandahar, wo er 3 Jahre später Chefredakteur der gleichen Zeitschrift wurde.

In den 50er Jahren während der Amtszeit von Premierminister Shah Mahmood Khan musste er wegen seiner oppositionellen Tätigkeit gegen die Regierung seine Heimat verlassen. Er ging nach Peshawar / Pakistan. Dort veröffentliche er eine Publikation namens "Azad Afghanistan" (Freies Afghanistan). Im Jahre 1961 durfte er nach Afghanistan zurückkehren. Dort besetzte Herr Habibi in der Universität Kabul einen Lehrstuhl in der Fakultät für Literatur. Kurze Zeit später wurde ihm Professur der Literatur verliehen.

Herr Professor Habibi wurde im Jahr 1966 zum Präsidenten der Gesellschaft für afghanische Geschichte ernannt, wo er mehrere Bücher über afghanische Geschichte schrieb. Er arbeitete als Akademiker fleissig und war während seines ganzen Lebens bedacht, die Geschichte Afghanistans aufzuarbeiten. Er war Autor von über 115 Büchern, 500 Artikeln im Bereich der Literatur, Geschichte, Philosophie, Linguistik, Poetik und Kultur in Afghanistan.

Für Professor Habibi standen die Menschen und ihre historische Kultur in Afghanistan im Vordergrund. Er schrieb und schrieb über die Geschichte seiner Heimat, wo er auch nur konnte. Seine Werke wurden in Englisch, Deutsch, Arabisch, Urdu und Persisch übersetzt.

Professor Abdul Hai Habibi Starb am 9. Mai 1984 im Alter von 74 Jahren in Kabul.

Einige Lebensdaten von Professor Abdul Hai Habibi:
- 1925 bis 1927 Grundschullehrer in Kandahar
- 1927 bis 1931Stellvertretender Chefredakteur bei Tulo-Afghan-Zeitschrift
- 1931 bis 1940 Herausgeber der Tulo-Afghan-Zeitschrift
- 1940 bis 1941 Präsident der Pashto-Akademie (Pashto Tolana) in Kabul
- 1941 bis 1944 Berater beim Ministerium für Bildung und Erziehung in Kabul
- 1944 bis 1946 Dekan an der Fakultät für Literatur
- 1946 bis 1947 Präsident für Bildung und Erziehung Kandahar
- 1947 Wirtschaftsattaché in Quetta, Belutschistan
- 1948 bis 1951 Abgeordneter im Parlament
- 1965 Verleihung der Professorentitel in der Universität Kabul
- 1966 bis 1971Präsident der Gesellschaft für afghanische Geschichte
- 1972 bis 1973 Berater für kulturelle Angelegenheiten beim Premierminister
- 1970 bis 1977 Professor für Literatur und Geschichte an der Universität Kabul
- 1978 bis 1982 Berater des Ministeriums für Information und Kultur

Persönlicher Nachtrag: Herrn Professor Abdul Hai Habibi habe ich 1973 bei einem Bankett bei Haji Noor Mohammad Khan, Generaldirektor von Zabul-Transport in Kabul kennengelernt. Ein ruhiger und freundlicher Mensch mit kritischen Blicken. Herr Habibi war ein Mensch, der über keinen Witz lachen aber den Witz wissenschaftlich gut analysieren konnte. Von seinen Worten und seiner Aussprache in Hoch-Paschto konnte der Gesprächsparter sofort entnehmen, dass man mit einem hochrangigen Intellektuellen zu tun hatte. Herr Professor Abdul Hai Habibi war lange Zeit Berater beim damaligen Premierminister Sardar Mohammad Daoud Khan, der später Staatspräsident der Republik Afghanistan wurde. Herr Habibi war mit Abdul Rahman Pazhwak, afghanischer Botschafter in Bonn eng befreundet. Als ich mich 1973 in Deutschland auf hielt, rief mich die afghanische Botschaft an und lud mich zu einem persönlichen Gespräch mit dem Botschafter ein. Im Gespräch teilte mir Herr Pazhwak mit, dass Professor Habibi bei ihm angerufen und über meine Person gute Empfehlung ausgesprochen hätte. Das war eine grosse Überraschung für mich. Von seinem Tod habe ich 1984 in meinem Exilleben in Deutschland erfahren. .
(Ahmadullah Rahmani)
Mohammad Haschem Maiwandwal:
Nach dem Abitur an der Habibia-Schule in Kabul war Maiwandwal von 1942 bis 1945 Redakteur der Zeitung Itifaq-e Islam (Islamische Einheit) in Herat und später der Tageszeitung Anis. Von 1951 bis 1955 arbeitete er als Leiter des Pressebüros der Regierung, 1955 wurde er dann stellvertretender Außenminister. Anschließend wurde er Diplomat. Er vertrat sein Land als Botschafter in Großbritannien (1956), den Vereinigten Staaten (1958-1963) und Pakistan (1957-1958, 1963). Im Oktober 1965 wurde die Regierung nach der Parlamentswahl wegen unklarer Mehrheitsverhältnisse nicht bestätigt und es kam zu Unruhen. Die Intervention der Armee führte zum Tod von mindestens drei studentischen Demonstranten.

Das vorgeschlagene Kabinett wurde aufgelöst und die Verfassungsversammlung entschied sich für Mohammad Hashem Maiwandwal als Kandidat für das Amt des Premierministers. König Mohammed Zahir Schah beauftragte ihn mit der Bildung der neuen Regierung. Maiwandwal konnte ein gutes Verhältnis zu den Studenten aufbauen und war vom 2. November 1965 bis zum 11. Oktober 1967 afghanischer Premierminister. Er trat dann wegen gesundheitlicher Probleme zurück. Maiwandwal hatte keine Kinder. 1966 gründete er die Jam'iat Demokrat-e Mottaraqi (Progressive Demokratische Partei), eine linke monarchistische Partei. Er empfahl evolutionären Sozialismus und die parlamentarische Demokratie. Maiwandwal wurde 1965 als Premierminister wiedergewählt, verlor aber seine Position aufgrund der Einflussnahme von Regierungsmitgliedern. Der Aufstieg von Daoud Khan an die Macht wurde im Jahr 1973 für andere potentiellen Nachfolger im Amt des Premierministers, darunter auch Sardar Abdul Wali, äußerst unangenehm, er wurde wie Maiwandwal kurzfristig verhaftet. Ein Staatsstreich, der wohl bereits vor Daud's Machtübernahme geplant war, wurde vereitelt. Ob Maiwandwal darin verwickelt war, bleibt fraglich, aber seine westliche Einstellung mag mit dazu beigetragen haben, dass er zusammen mit 20 anderen Personen, darunter dem neu ernannten Kommandeur der Luftwaffe, zwei Generälen, fünf weiteren hohen Militärs und einem Mitglied des entmachteten Parlaments Wolasi Jirgah, verhaftet wurde.

Im Oktober 1973 soll Mohammad Hashem Maiwandwal kurz vor Beginn seines Prozesses Selbstmord begangen haben. Er starb im Gefängnis zu einer Zeit, als die Parchamis, eine Fraktion der Volksdemokratischen Partei Afghanistans, die Kontrolle über das Innenministerium hatten. Daher wird in Kabul allgemein angenommen, dass Maiwandwal beim Versuch, ein Geständnis von ihm zu erzwingen, zu Tode gefoltert wurde. Sein Leichnam wurde, wie Ermittlungen im Jahr 2001 ergaben, durch Mitglieder der Polizei heimlich auf dem Friedhof shuhada-i-salehin beigesetzt.

Persönlicher Nachtrag: Herrn Mohammad Haschem Maiwandwal habe ich wie bereits erwänt, in Verbindung mit meinem Schwiegervater Herrn Professor Abdul Ahad Ariz kennengelernt. Ich habe persönlich ihn nur zweimal in Kabul getroffen. Wenn man mit Herrn Maiwandwal zusammen saß und ihm zuhörte, hätte man nicht geglaubt, dass er Premierminister von Afghanistan war. Ein ganz normaler Mensch, der nie abheben konnte. Er starb nach seiner Verhaftung im Gefängnis in Kabul. Die Verkündung seiner Todesnachticht im Radio Afghanistan war ein Schock für uns alle. Der Nachricht zu Folge, soll Herr Mainwandwal im Gefängnis sich das Leben genommen haben. Wie aber spätere Recherchen ergab, wurde Herr Maiwandwal im Gefängnis zu Tode gefoltert. Ich habe von seinem Tod in Kabul erfahren.
(Ahmadullah Rahmani)
Abdul Raouf Benawa:
Wurde am 23. August 1913 in Kandahar geboren. Sein Vater hiess Mufti Abdullah (bekannt als Mufti Abda) und sein Grossvater Maulawi Abdul Haq (bekannt als Ustad Gul). Seine väterliche Familie stammte ursprünglich aus Maruf in der Umgebung von Kandahar und gehörte dem Stamm "Alizaie". Als sein Ur-Grossvater Mula Gula Akhond von Maruf nach Musa-Qala zog und dort starb, kehrte der Grossvater von Abdul Rauf Benawa nach Kandahar zurück und lebte in der Said Hassan-Gasse (Da Said Hassan pa Kuza ki) in der Nähe von Kharqa-Mubarak. Dort erblickte Abdul Rauf Benawa das Licht der Welt.

Da die Familie von Abdul Rauf Benawa eine streng religiöse Familie war, wollte sein Vater auch, dass Benawa ein Theologe wird. Aus diesem Grund lernte Abdul Rauf von seinem Bruder erst den Koran, dann die Arabische Sprache (serf wa nahwa) und danach das islamische Zivilrecht (fiqa). Nach dieser Ausbildung fing Abdul Rauf Benawa, für die Wochenzeitschrift "Tulo-Afghan" in Kandahar Gedichte zu schreiben, die auch permanent veröffentlicht wurden.

Später wechselte Abdul Rauf Benawa seinen Wohnsitz von Kandahar nach Kabul. Dort vertiefte er die Arabische Sprache soweit, dass er in der Lage war, an der Universität Kabul einen Lehrstuhl für die Arabische Sprache und Literatur zu besetzen. Gleichzeitig lernte er die Sprachen Englisch, Urdu und Persisch.

Abdul Rauf Benawa starb am 11. Mai 1985 in den USA und ist dort beigesetzt.

Weitere Lebensdaten von Ustad Abdul Rauf Benawa:
- 1939 Mitglied der Gesellschaft für afghanische Literatur
- 1940 Stellvertretender Leiter für Publikationen der Literaturgesellschaft
- 1940 Direktor bei Pashto-Akademie (Pashto-Tolana)
- 1941 Direktor von Kabul-Zeitschrift (Kabul-Mujala)
- 1941 Stellvertretender Leiter für Publikationen beim staatlichen Presseamt
- 1944 Stellvertretender Generaldirektor von Pashto-Akademie (Pashto-Tolana)
- 1946 Generaldirektor von Pashto-Akademie (Pashto-Tolana)
- 1951 Mitglied der Gesellschaft für afghanische Geschichte
- 1952 Generaldirektor für Binnenpublikationen beim staatlichen Presseamt
- 1953 Presseattaché bei der afghanischen Botschaft in Neu-Delhi
- 1956 Präsident von Radio Kabul
- 1958 Mitglied der Gesellschaft für afghanisch-indische Freundschaft
- 1960 Mitglied der Gesellschaft für afghanisch-sowjetische Freundschaft
- 1963 Presseattaché bei der afghanischen Botschaft in Kairo
- 1965 Präsident von Radio Afghanistan
- 1966 Stellvertretender Präsident für Stammeswesen
- 1967 Minister für Kultur und Informationen
- 1969 Parlament-Abgeordneter in Wolasi-Jirga
- 1978 Freiwilliges Mitglied des Internationalen Zentrums für Pashto-Studie
- 1979 Freiwilliges Mitglied der Afghanistan-Akademie
- 1980 Afghanischer Botschafter in Libyen

Persönlicher Nachtrag: Ich kannte Herrn Abdul Rauf Benawa von unseren Schulbüchern. Sein Name war für jeden Mensch in Afghanistan ein Begriff. Persönlich habe ich ihn 1976 in Kabul bei einem Schachspiel kennengelernt. Herr Benawa war ein überzeugter Patriot und mit Fleisch und Blut Afghane. Er war ein grosser Dichter und Schriftsteller. In zahlreichen Schulbüchern hat Herr Benawa mitgewirkt und selbst auch viele Bücher geschrieben. 1979 als ich noch in Afghanistan war, habe ich ihn zum letzten Mal in Kabul getroffen. 1980 als Herr Benawa in Libyen afghanischer Botschafter war, habe ich mit ihm noch telefoniert. 1985 besuchte ich Herrn Abdul Rauf Benawa in einem Frankfurter Krankenhaus. Kurze Zeit später wurde er von seinen Familienmitgliedern nach USA mitgenommen, wo er im Alter von 72 Jahren starb.
(Ahmadullah Rahmani)
Abdul Rahman Pazhwak:
Nach einem Lebenslauf, der bei der UNO registriert ist, soll Abdul Rahman Pazhwak in der Stadt Ghazni am 7. März 1919 geboren worden sein. Laut afghanischen Quellen soll aber sein Geburtsjahr 1917 und sein Geburtsort der Bezirk Sorchrud in der Provinz Nangarhar gewesen sein.

Pazhwak erhielt seine Grundausbildung in Afghanistan. Sein Abitur machte er in dem renommierten, nach dem Vater von König Amanullah, benannten Amani-Gymnasium des Landes.

Pazhwak begann nach dem Abitur seine Arbeit im Bereich des Journalismus und war für die Öffentlichkeitsarbeit im Außenministerium zuständig. Er war der Herausgeber und Chefredakteur der damaligen, überwiegend in Pashto erscheinenden Tageszeitung "Eslah" (Islah), wurde dann Intendant der ersten Nachrichtenagentur des Landes "Bakhter Agency", bevor er zum Generaldirektor für Information und Presse des Landes ernannt wurde. Danach hatte er die Präsidentschaft der "Pashto-Akademie" (Pashto-Tolana) inne.

Die wichtigsten Stationen seines kulturellen und diplomatischen Lebens sind:
- 1946 bis 1951 Kulturattaché bei den afghanischen Botschaften in London und Washington.
- 1951 bis 1957 Leiter für UNO-Angelogenheiten im Aussenministerium
- 1958 Leiter der ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen.
- 1961 bis 1963 Vorsitzender der UNO-Menschenrechtskommission
- 1963 UNO-Beauftragter für die Beziehung zwischen der Regierung Vietnams und der
   buddhistischen Gemeinschaft
- 1966 Präsidenten der 21. Sitzung der Generalvollversammlung der Vereinten Nationen.
- 1967 Vorsitzender der außerordentlichen Generalversammlung

Pazhwak war Präsident und danach Ehrenmitglied der Akademie der Literatur. Er war ebenfalls ein Mitglied der Gesellschaft für historische Studien in Afghanistan.

Abdul Rahman Pazhwak (Pazhwak bedeutet Echo) beschäftigte sich von Anfang an mit Literatur, Philosophie und Sozialwissenschaften. Er ist einer der bedeutenden Übersetzer von Gedichten des indischen Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore (1861-1941). Er übersetzte viele Abhandlungen und Gedichte englischsprachiger Dichter und Denker. Selbst im hohen Alter übersetzte er das Gedicht von William Pitt Root "Ungebrochene Diamant" in der Allegorie von Koh-e-Noor. Das Gedicht wurde in Form von Flugblättern an die Mudjahedin verteilt.

Abdul Rahman Pazhwak schreibt in seinem Buch "Aryana", dass das kulturelle Erbe des Landes immer wieder zerstört und geplündert werde, doch können die neuen Technologien gebraucht werden, um die Reste zu bewahren.

In seiner 1939 erschienenen Abhandlung im persischsprachigen "Saalnama" Nr. 8 (8. Jahrbuch), erläuterte Ustad Pazhwak die "rechtlichen und strafrechtlichen Praktiken und deren Wechselwirkung innerhalb und außerhalb der afghanischen Stämme".

Abdul Rahmani Pazhwak war bis 1978 afghanischer Botschafter in Bonn, London und Neu-Delhi. Nach dem kommunistischen Umsturz in Afghanistan kehrte er nach Afghanistan zurück, wo er unter Hausarrest gestellt wurde. 1982 durfte er Afghanistan für medizinische Behandlung verlassen. Er ging in die USA und erhielt dort Asyl. 1991 ging er nach Peshawar / Pakistan, in die Stadt seines Todes.

Abdul Rahman Pazhwak starb am 8. Juni 1995 im Alter von 76 Jahren in Peshawar.

Persönlicher Nachtrag: Herr Abdul Rahmani Pazhwak kannte ich persönlich kaum. Meine erste Begegnung mit ihm war in der afghanischen Botschaft in Bonn. Ich habe von ihm sehr viel gehört. Mein Schwiegervater Herr Abdul Ahad Ariz erzählte mir von Herrn Pazhwak sehr viel. Als er 1982 aus gesundheitlichen Gründen nach USA ging, beabsichtigte ich, ihn dort zu besuchen. Doch dazu kam nicht. Als ich 1995 das erste Mal eine Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika unternahm, hatte Herr Pazhwak die USA bereits 1991 verlassen und lebte in Peshawar/Pakistan, wo er am 8. Juni 1995 starb. .
(Ahmadullah Rahmani)


Fortsetzung folgt